MITeinander statt ÜBEReinander reden, dies war das Motto zu der die LsV Unterfranken und der Bürgerinitiative Bergrheinfeld e.V. am Samstag den 07.03.2020 zu einem Mahnfeuer eingeladen haben. Im Vordergrund stand, über die Situationen in der Landwirtschaft und der überzogenen Stromnetzausbauplanung zu informieren.
Mit einer Schlepperkolone ging es mit lauten Hupen durch Bergrheinfeld bis zur Maschinenhalle der Familie Göb. Hier wurde als symbolischer Akt ein Mahnfeuer entzündet.
Aus nah und fern kamen Landwirte, Mitstreiter, Politiker, Gemeinderäte, Interessierte und zur unserer großen Freude ganze Familien mit Kindern. Unterschiedlicher konnte das Publikum nicht sein und dadurch gab es auch viele Stellen, an denen nicht immer jeder mit dem anderen einer Meinung war. Genau dies ist der Punkt, dem wir uns stellen wollen, nicht mit dem Kopf durch die Wand, sondern MITeinander Lösungen und Kompromisse finden. Die beiden Themenfelder, Landwirtschaft und Netzausbau sind so umfangreich, dass vielleicht dem ein oder anderen manche Details zu kurz kamen. Was man aber bei fast allen Beteiligten feststellen konnte, ist das fehlende Vertrauen in die Bundespolitik. Entscheidungen werden nicht mit den Betroffenen geteilt und getroffen, sondern über ganze Berufsgruppen und auch über jeden einzelnen Stromkunden in Deutschland hinweg.
Frau Weisgerber stellt sich dem Publikum und erklärt die bis jetzt erreichten Ziele.
Es ist jedoch so, dass die aktuellen Vorgaben zum Netzausbau immer weitere neue Leitungsmaßnahmen verlangen.
Es nützt nichts Versprechungen zu machen, dass Trassen gestrichen werden, wenn Sie weiterhin im Netzentwicklungsplan bestehen. Vor allem ist es dem Windstrommärchen geschuldet, das auf Basis völlig falscher Grundlagen für eine Lösung zur Energiewende, weiter fleißig Stromtrassen geplant werden, ohne die Kosten zu beachten und entsprechende Alternativen einzubeziehen. Die Prüfung wie es ohne neue Stromtrassen und unter Einbeziehung ausreichender Sektorenkopplung wäre, fehlt gänzlich. Was hätte es für eine Bedeutung und welches Kosten-Nutzen Verhältnis hätte es für den Stromkunden vor Ort, wenn auf Dezentralität gesetzt wird und nicht auf die großen Leitungen bzw. die Vorgabe großer Energiekonzerne? Dies sind die wirklich wichtigen Fragen mit denen sich verantwortliche Politiker auseinandersetzen müssen. Erst wenn diese Fragen beantwortet sind und Klarheit über das Zielsystem Energiewende besteht, kann man darüber reden ob Trassen benötigt werden und als Masten oder Erdkabel gebaut werden sollen.
Die Trassen, die die Mehrheit der Bevölkerung nicht sieht, sind nicht sinnvoller und besser wenn sie vergraben werden – vor allem nicht wenn diese unnötig, Natur- und Umweltzerstörend sowie finanzielle “Milliardengräber“ sind.
Erdkabel sind nicht naturverträglich! Alleine durch die Baumaßnahmen werden die wasserführenden Schichten unterbrochen und können nicht wieder in Ihren Ursprungszustand gebracht werden. Dies bedeutet nicht nur Wassermangel für die Feldfrüchte, sondern damit einhergehend auch Mindererträge bis hin zu Missernten in den Trassenbereichen. Die Gleichstromtrassen erwärmen den Boden und lassen nicht mehr zu, diesen so bewirtschaften wie vorher, 50 Meter breit und hunderte Kilometer lang, quer durch Deutschland, durch Wälder, Felder und Gebirge!
Kommunaler Energieversorger fordert dezentrale Energiewende.
Herr Kleedörfer machte deutlich, dass der Klimaschutz nur in Zusammenarbeit aller Beteiligten funktioniere. Hier zählt die Landwirtschaft als einer der wichtigsten Partner. Es müssen verlässliche Rahmenbedingungen von der Politik für ein klimafreundliches Wirtschaften gestellt werden. Darunter zählen auch Biogasanlagen sowie der „52GW Deckel“ für PV-Anlagen der für die Energiewende dringend aufgehoben werden muss.
Missachtung der Grundrechte fordert Kommunen heraus.
Herr Baumann beschrieb unter welchen skandalösen Methoden derzeit die Netzbetreiber vorgehen um sich im Vorfeld unrechtmäßig Zugang zu den Grundstücken zu verschaffen.
Eine aktuelle Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes liegt zwar vor, diese stellt aber lediglich eine Einzelfallentscheidung dar und ist prinzipiell nicht anwendbar auf alle anderen Beteiligten. Weiter hat Herr Baumann dargestellt, wie derzeit am Südostlink die Kommunen aufwachen und sich zur Wehr gegen Südostlink mit Klagen setzen.Fehlt es am Bedarf für die geplanten HGÜ-Trassen fehlt es auch an der Rechtfertigung für Eingriffe ins Eigentum vom Grundstückseigentümer und für Eingriffe in die Natur und Landschaft. Deswegen gibt es nunmehr zahlreiche Klagen gegen das Ergebnis der Bundesfachplanung zu Südostlink.
Kommunalpolitiker fordern Nullszenario.
Auf die Unterstützung unserer Gemeinde und auch vom Landkreis Schweinfurt können wir weiter hoffen, dies bekräftigten sowohl Landrat Florian Töpper, als auch Bürgermeister Ulrich Werner. Beide fordern dass ein Szenario geprüft wird in dem der Leitungsausbau der Gleichstromtrassen Südlink, Südostlink und Ultranet nicht vorhanden ist. (Nullszenario)
Paul Knoblach nimmt die Regierung ins Visier.
Landtagsabgeordneter Paul Knoblach, vertritt die Auffassung, dass die dezentrale Energieversorgung immer mehr an Bedeutung verliere und dadurch der Leitungsausbau zunehme, da durch die Bescheidung des EEG-Gesetzes dezentrale Lösungen verhindert werden. Zwar sind die Grünen nicht in der Regierung, lehnen den geplanten Netzausbau auf Bundesebene aber auch nicht ab.
LsV bemängelt hohe Bürokratische Vorgaben.
Für die Organisation „Land schafft Verbindung“ sprach Florian Böhm zu den Zuhörern. Den Bauern steht das Wasser bis zum Hals, weitere Auflagen und Einschränkungen machen die Landwirte kaputt.
Die Landwirte leisten einen großen Teil der Energiewende, viele PV-Anlagen sind auf Feldern oder Scheunendächern, Biogasanlagen werden von ihnen Betrieben und Windrädern stehen auch auf Flächen der Landwirtschafft. Die Energiewende und auch der Klimaschutz werden nur gemeinsam zu bewältigen sein.
Dialog erfolgreich gestalten.
Nach den Ansprachen wurde noch in lockerer Stimmung über die verschiedensten Themen diskutiert und auch wenn man nicht immer gemeinsam auf einen Nenner kommt, ist es doch wichtig sich MITeinander zu unterhalten, auszutauschen und zu respektieren!
Wir möchten uns bei den Rednern, den Helfern, den Besuchern und vor allem bei der Familie Göb bedanken, die die Veranstaltung ermöglicht hat.
Bürgerinitiative Bergrheinfeld e.V.