und Folgeprojekten!
Ein deutliches Zeichen öffentlichen Protestes gegen die Planungen des Übertragungsnetzbetreibers TenneT zum Netzausbau setzte die Bürgerinitiative „Bergrheinfeld sagt NEIN zu Südlink und Folgeprojekten“ auf einer gemeinsamen Demonstration mit der Bürgerinitiative „A7 Stromtrasse NEIN“ sowie weiteren Südlink-Gegnern aus dem Landkreis Main-Spessart im Vorfeld einer Infoveranstaltung von TenneT.
Zu der geplanten Stromtrasse Südlink, die der Netzbetreiber TenneT vom schleswig-holsteinischen Wilster bis nach Bergrheinfeld bauen will, hat Armin Wahler einen klaren Standpunkt: „Die denken wohl: ,Wo schon ein Haufen ist, kann man auch noch weitere hinzufügen‘.“ Der Ortsvorsitzende des Bayerischen Bauernverbands (BBV) bezieht sich auf die ohnehin schon enorme Belastung der Region und vor allem der Gemarkung Bergrheinfeld – so unter anderem durch die Autobahnen (A70 und A71), die Bahnstrecke Bamberg-Rottendorf, die Kreis-Mülldeponie und durch das angrenzende Atomkraftwerk Grafenrheinfeld. Mögliche weitere Belastungen drohen auch durch ein immer wieder in den Medien genanntes Flutpolder an den Ufern des Mains, wo beste Böden betroffen wären.
Wer sich um Bergrheinfeld umsieht, erkennt die bereits durch das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld vorhandenen Stromtrassengeflechte, die sich nahezu durch alle Flurteile ziehen – besonders stark im südlichen Teil der Gemarkung, hier kommen drei 380-Kilovolt-Wechselstromtrassen vom Kernkraftwerk Grafenrheinfeld an das bestehende Umspannwerk Bergrheinfeld an. 148 Strommasten sind auf der gesamten Gemarkungsfläche zu finden.
Die Erweiterung der bestehenden Trassen ist bereits beschlossene Sache, da Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) TenneT auf dem Gemeindegebiet Bergrheinfeld ein neues Umspannwerk baut und dies an anderer Stelle anbinden muss. Hierzu wurden neue Flächen, die aus der landwirtschaftlichen Nutzung stammen, aus der Erzeugung genommen. Es geht dabei um etwa 25 Hektar Flächen, wobei das neue Umspannwerk bereits zehn Hektar in Anspruch nehmen wird. ÜNB TenneT teilte mit, dass die Neuanlage in dieser Dimension notwendig sei, um nach Abschaltung des AKW Grafenrheinfeld die Blindleistungskompensation zu gewährleisten.
Die Frage drängt sich jedoch auf, warum für eine zusätzliche Halle für einen Phasenschieber (Ausmaße circa 50 auf 20 Meter), der für die Blindleistungskompensation notwendig wird, ein komplett neues Umspannwerk (zehn Hektar) benötigt wurde. Laut einem Sprecher der Firma TenneT (Markus Lieberknecht in der Mainpost vom 26.11.2014) hat der Neubau des Umspannwerkes nichts mit den Trassenplanungen für Südlink etc. zu tun und wäre ohnehin notwendig geworden.
Bereits aktuell liegt die überspannte Fläche um Bergrheinfeld bei ca. 85 Hektar (inklusive Umspannwerke). Weitere 25 bis 30 Hektar sind seit dem 1. Januar 2016 in den Besitz des Übertragungsnetzbetreibers übergegangen. Mittlerweile plant TenneT im Umfeld des Umspannwerkes einen Konverter zur Umwandlung von Gleich- in Wechselstrom – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Bei der Demonstration am 22. Juni 2016 und der anschließender Protestkundgebung in Bergrheinfeld machten die Stromtrassen-Gegner, organisiert durch die Bergrheinfelder Bürgerinitiative „Bergrheinfeld sagt NEIN zu Südlink und Folgeprojekten“ ihrem Ärger Luft. Ort und Datum waren nicht zufällig gewählt: An diesem Tag veranstaltete TenneT im Bergrheinfelder Zehnthaus eine sogenannte „Bürgersprechstunde Konverter“, bei dem Bürger über die geplante Anbindung der Stromtrasse Südlink informiert werden sollten.
Fußgruppen der Bürgerinitiativen „A7 Stromtrasse NEIN“ sowie Südlinkgegner aus dem Landkreis Main-Spessart marschierten den rund 40 hupenden Traktoren, einigen Pkws und klingelnden Fahradfahrern voraus. Der Protestzug, ausgestattet mit Plakatschildern, Bannern und Fahnen gegen Südlink und Folgeprojekte, zog vom Ortseingang, von Schweinfurt kommend, durch den langgestreckten Ort bis zum Veranstaltungsort am Zehnthof. Entlang der Schweinfurter Straße und der Hauptstraße, feuerten zahlreiche Bergrheinfelder die Demonstranten unterstützend an. In unmittelbarer Nähe zur TenneT-Veranstaltung im Zehnthof brachten die Trassengegner ihre Ablehnung zu Südlink und dem geplanten Konverter klar zum Ausdruck.
„Wir akzeptieren die Lügen des Netzbetreibers TenneT nicht mehr und fordern von den Verantwortlichen – nämlich der Bundesnetzagentur, dem Übertragungsnetzbetreiber und der Politik – vehement den Bedarfsnachweis, für Südlink“, sprach Mitinitiator Armin Wahler ins Megafon. „Wir stellen diese Gleichstromtrassen, wie auch die geplanten Wechselstromtrassen generell in Frage, die nichts mit der Energiewende zu tun haben, da Kohlekraftwerke unvermindert weiter Strom produzieren und damit die deutschen Stromnetze verstopfen“.
Die Demonstranten seien der Ansicht, dass die Energiewende vor Ort stattfinden müsse, so Wahler weiter, der betonte: „Es kann nicht sein, dass solch ein Frevel an der Natur und am Menschen verübt wird, wenn wir die Trasse am Ende gar nicht brauchen.“
Die Trassengegner sehen hinter den Planungen des Netzausbaus eine aufwendige Lobbyarbeit, die hinter der aktuellen Bedarfsplanung steckt. Es geht für die Trassengegner nicht nur um den Konverter bzw. die Stromtrasse Südlink die zur „Beruhigung der Bevölkerung“ nun weitgehend als Erdkabel, also für die Menschen zunächst nicht sichtbar geplant werden soll, sondern um grundsätzliche Entscheidungen in der Energiepolitik, die überzogene Netzausbauszenarien deutlich machen.
Es geht auch um die weiteren 380-Kilovolt-Trassen, die der Netzbetreiber TenneT bereits im Netzausbauplan gefordert und teilweise von der Bundesnetzagentur bestätigt bekommen hat. Dies ist zum einen das Vorhaben „P43“ von Mecklar nach Bergrheinfeld, zum anderen geht es um das Vorhaben „P44“ von Schalkau nach Grafenrheinfeld.
Beide Projekte stellen jeweils zusätzliche Trassen dar. Zwar ließ die CSU mehrfach verlauten, dass diese Planungen für den Netzverknüpfungspunkt Berg-/Grafenrheinfeld verhindert werden konnten, doch bleibt dies nach (dem) Aussetzen des aktuellen Netzentwicklungsplanes weiter offen. Sollten diese Vorhaben umgesetzt werden, würde nicht nur die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen „schwieriger“, es würde echte Lebensqualität verloren gehen, da am Horizont das allgegenwärtige Umspannwerk und möglicherweise der Konverter grüßen würden.
Die Demonstrationsteilnehmer zeigten sich davon überzeugt, dass eine ernsthafte Überprüfung möglicher Gesundheitsrisiken durch eine 500–Kilovolt-Höchstspannungsleitung – geschweige denn durch Konverterstationen in der geplanten Größenordnung – bislang nicht stattgefunden hat. Weder die Netzbetreiber, noch die Bundesnetzagentur hätten Erkenntnisse zu dem Leitungsvorhaben mit 500000 Volt Gleichspannung, so die Trassengegner. Bei den weiteren Ausbaustufen (Gleich- und Wechselstromtrassen) könne es nicht gesund sein, von allen Richtungen mit großen Stromtrassen frequentiert zu werden.
Besonders fürchten die Trassengegner den Einfluss der Gleichstromfelder, auf den Orientierungssinn und das Flugverhalten der Bienen, die durch die Gleichfelder, die in unmittelbarer Nähe zu Konvertern bestehen, abgelenkt und die Orientierung verlieren könnten.
Die Demonstranten wiesen auf den aktuellen Zubau von Steinkohlekraftwerken mit einer Gesamtleistung von zirka 3,4 Gigawatt bis 2018 hin. Die Aussage eines TenneT-Mitarbeiters, „man sehe dem Strom seine Herkunft nicht an“, ist aus Sicht der Trassengegner ein eindeutiges Indiz dafür, dass nicht nur Windstrom über Südlink geleitet werden soll. Die Behauptung von TenneT, Südlink sei eine reine Windstromleitung, sehen die Trassengegner als eine bloße Marketing-Strategie an, um die Bürger in Unkenntnis über die wahren Absichten zu lassen.
Die direkte Anbindung der sogenannten „Nordlink“ Leitung an den Beginn des Südlinks sehen die Trassengegner äußerst kritisch. Diese Leitung wird in der Nordsee – von Skandinavien kommend – an den Südlink angebunden, um weiteren Stromtransit zu gewährleisten. Die Südlinkleitung(en) sollen laut TenneT im Umsetzungsfall zunächst 2 Gigawatt nach Bergrheinfeld und 2 Gigawatt nach Großgartach in Baden-Württemberg transportieren. Aus Sicht der Trassengegner ist es schizophren, Strom über 800 Kilometer auf dem Weg durch Nord- und Mitteldeutschland herzuleiten – vorbei an Kohlekraftwerksmeilern, die im Ruhrgebiet liegen und den CO2-Ausstoß „hochhalten“ – und das alles nur, um möglicherweise weitere Stromexporte zu gewährleisten? Schon heute exportiert Deutschland über 50 Milliarden Kilowattstunden ins Europäische Ausland – dieser Wert steigt bisher jedes Jahr weiter, obwohl bereits acht Kernkraftwerke seit 2011 nicht mehr am Netz sind.
Die zügige Umsetzung der Netzausbauprojekte fußt für die landwirtschaftlichen Vertreter auf falschen Erkenntnissen aus Lobbyarbeit und der vermeintlich unabdingbaren „hohen Geschwindigkeit“ in den Entscheidungsprozessen.
Aus Sicht der Trassengegner ist es scheinheilig, wenn die Industrie stets nach „sicherer Energieversorgung“ und dem angeblich „notwendigen Netzausbau“ ruft, wenn gelichzeitig die technischen Möglichkeiten der Erneuerbaren Energien, der Speichertechnologien und auch die regionalen Anstrengungen der Energieerzeugung bei der Bundesnetzagentur unzureichend Beachtung finden.
Dieses Desinteresse teilt offenbar auch der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, der im Jahr 2014 meinte, dass in Norddeutschland durch den Zubau an Erneuerbaren Energien enorme Mengen an Leistung – nämlich 9000 Megawatt – erzeugt würden, die dort nicht benötigt würden. Homann will den Strom anscheinend einfach durch neue Leitungen wegtransportieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der von der Bundesnetzagentur auf einem Infomarkt in Bergrheinfeld bereits 2014 bestätigt wurde, ist die Tatsache, dass man sich bisher nicht ausreichend um Erkenntnisse bemüht, die den Transport der Energiemengen in umgewandeltem Wasserstoff (durch die Power-to-Gas-Methode) im deutschen Gasnetz ermöglichen könnten. Die Bundesnetzagentur habe zwar auch das deutsche Gasnetz in der Verantwortung, jedoch sei dies „eine andere Abteilung“, hieß es auf dem Infomarkt. Die Trassengegner haben den Eindruck, dass man hier innerhalb der Bundesnetzagentur nicht miteinander spricht. Die Umwandlung überschüssiger Strommengen durch Elektrolyse (Power to Gas) zu Gas ist bereits heute möglich (ein Beispiel sind hier die Audi in Werlte).
Klaus Endres, ebenfalls Vertreter der Bergrheinfelder „Bürgerinitiative gegen Südlink und Folgeprojekte“ machte bei der Protestaktion deutlich, was die Initiative von der angeblichen „Wende“ der CSU in der Frage zum Netzausbau hält. Er kritisierte den Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Franz Josef Pschierer, der die Frage nach der Notwendigkeit von Gleichstromtrassen nach Bayern für beendet erklärt hatte und damit jegliche Diskussion zu diesem Thema jüngst bei einem Treffen von Kommunalpolitikern mit dem Netzbetreiber TenneT entschieden abgelehnt hat.
Endres warf der Staatsregierung vor, in den sogenannten Dialogveranstaltungen (Runder Tisch mit der Schweinfurter CSU-Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber) nicht ergebnisoffen zu agieren, sondern gegenüber Wirtschaftsvertretern ohne jeglichen Beweis von der Notwendigkeit und von der Alternativlosigkeit eines Netzausbau in Sachen Südlink auszugehen.
So beschreibt dies auch der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Schweinfurt, Edo Günther, der mitteilte, dass dem Netzbetreiber TenneT eine Rendite von 9,05 Prozent für Netzausbaumaßnahmen von der Bundesregierung zugesichert werde.
Günther betonte, dass auch der BUND Naturschutz den geplanten Netzausbau vehement ablehne, da dieser nicht zum Erreichen der Klimaschutzziele beitrage, sondern im Gegenteil dem Europäischen Stromhandel mit Kohle- und Atomstromenergie den Vorrang gebe. Auch habe der Bayerische Energiedialog gezeigt, dass neue Stromleitungen nicht notwendig seien, um Bayerns Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Vielmehr seien Anstrengungen im Bereich „Dezentraler Energieversorgung“ notwendig, die die Staatsregierung bisher vermissen lasse.
Die Moderation der Protestkundgebung hatte der Sprecher der BI Norbert Kolb, der auch kurz die Widerstandsarbeit der Initiative seit 2013 beschrieb und zu den monatlichen Treffen (jeweils am letzten Mittwoch im Monat) im Bergrheinfelder „Gasthof zum Weißen Roß“ einlud. Seitens der Bürgerinitiative wurden die benannten Forderungen an die Adresse der Politischen Vertreter gerichtet.
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Das war es also, das große Geheimnis der neuen Trassenkorridore ist gelüftet.
Der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) Tennet, der die Trassenplanung des SuedLink als Erdkabelvariante plant, hat die Grobkorridore für besagte Hochspannungs-Gleichstromtrasse (HGÜ) vorgestellt.
Es war ja bereits bekannt, dass die Trassenführung in Unterfranken von der bisherigen Route abzweigen und nun durch den Westen (nahe Sinntal/Gasleitungstrasse) in Unterfranken verlaufen kann.
Neu für uns war die östlich gewählte Variante die entlang der A71 entlang verläuft und zwischen der Gemarkung Bergrheinfeld und Schnackenwerth an das neue Umspannwerk Bergrheinfeld anschließen soll. Das ergibt eine komplett neue Blickrichtung, nicht nur aus Bergrheinfelder Sicht.
Sicherlich wird der ein oder andere, der jetzt nicht mehr direkt betroffen ist aufatmen, es bleibt aber abzuwarten, ob durch hinzukommende Ersatztrassenvarianten nicht mehr Bürger vom Trassenbau betroffen sind als vorher.
Mehr Gegenwind dürften nun aus den neuen betroffenen Gebieten (Oerlenbach, Nieder-/Oberwern, Euerbach, Geldersheim, etc.) auf ÜNB und Politik zukommen, denn mit Bekanntgabe der neuen Pläne realisieren jetzt weitere Bürger, dass sie direkt betroffen sind.
Es ist sehr zu bedauern, dass es die Politik nicht geschafft hat, entgegen früheren Versprechungen den Ausbau von Atom- und Kohlestromtrassen zu verhindern. Zudem helfen uns die Lippenbekenntnisse zu „einer regionalen Energiewende“ und zum „Pariser Klimaschutzabkommen“ unserer unterschiedlich motivierten Regional- und Bundespolitiker auch nicht, eine zukunftsfähige Energieversorgung mit erneuerbaren Energien aufzubauen – wenn Sie gleichzeitig die alten Strukturen der Energie-wirtschaft mit den großen Energieversorgern festigen. Wie sagt ein anerkannter Wissenschaftler - oft- und mehrfach zitiert : " Es würde reichen in Zeiten der Starkwindeinspeisung die Kohlestromzuführung zu drosseln".
Was immer noch fehlt ist der Nachweis zum eigentlichen Bedarf dieser Trassen. Errechnet wurde dieser nie, politisch bestimmt ja - und anerkannten Wissenschaftlern, welche sich in dieser komplexen Materie auskennen, allenfalls Beachtung geschenkt.
Immerhin, die neue Trasse werden als Erdverkabelung geplant. So wird versucht mehr Akzeptanz für die Trassen zu schaffen, ganz nach dem Motto:
Aus den Augen, aus dem Sinn.
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hier http://bundesverband-gegen-suedlink.de/?p=800
und hier:
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Die laufenden Bauarbeiten an den Hochspannungsleitungen zum neuen Umspannwerk „Bergrheinfeld West“ standen im Mittelpunkt des Stammtisches „gegen Südlink“, den die Bergrheinfelder landwirtschaftlichen Organisationen – Bauernverband, Flurbereinigung und Jagdgenossenschaft – regelmäßig am letzten Mittwoch des Monats veranstalten.
Neue Stromleitungen würden zurzeit auf die bestehenden Hochspannungsmasten gezogen und gleichzeitig neue Masten errichtet, berichtete Christian Göb, Schriftführer der Jagdgenossenschaft, der diese Veranstaltung leitete. Dabei würden auch die Felder betreten, ohne dass die Eigentümer vorher informiert wurden. Auch zweiter Bürgermeister Dieter Wagner hatte offiziell keine Informationen über diese Arbeiten.
Weiter berichtete Göb von einem neuen Hochspannungsmast, dessen Fundament in einen Flurbereinigungsweg gebaut wurde. Dadurch sei der bestehende Weg – der Mast steht nur zwei Meter vom Wegrand entfernt, der Mindestabstand ist sechs Meter – nur noch beschränkt nutzbar. Günter Rudloff ergänzte, in seinem Zuckerrübenfeld sei von der österreichischen Baufirma ein Gerüst aufgestellt worden, ohne dass er vorher darüber informiert wurde.
Von dieser Firma sei kein Verantwortlicher erreichbar, es gehe keiner ans Handy, ergänzte er. Außerdem würden Baufahrzeuge mit überhöhter Geschwindigkeit die Zufahrtsstraße zum Umspannwerk nutzen.
Antworten stehen aus
Insgesamt bemängelten die Landwirte die „Kommunikation“ mit dem Netzbetreiber Tennet. So seien beispielsweise die schriftlichen Einwendungen des BBV zur neuen Zufahrtsstraße seit einem Jahr nicht beantwortet, so Göb. So seien bis heute über diese Straße angrenzende Felder nicht mehr mit landwirtschaftlichen Maschinen passierbar, da auf der einen Seite der Entwässerungsgraben zu tief, auf der gegenüber liegenden Seite der Straßenrand zu hoch sei.
Mit den neuen Leitungen würde auch die EU-Ratsempfehlung bezüglich der einzuhaltenden Grenzwerte für die Stromversorgung überschritten, informierte Göb.
„So baut man kein Vertrauen auf“, sagte er. Insgesamt ist das Verhältnis zwischen Tennet und der Bergrheinfelder Landwirten getrübt. Ihnen fehlt die Vertrauensbasis. Aus diesem Grund habe man zeitgleich zur Infoveranstaltung des niederländischen Stromnetzbetreibers in Bergrheinfeld gegen dessen Pläne im Rahmen eines Demonstrationszuges protestiert und diese Veranstaltung boykottiert. Die Türen im Zehnthaus standen offen, doch kamen nur vereinzelt Interessenten herein.
Belastungsgrenze erreicht
Die Bergrheinfelder landwirtschaftlichen Verbände lehnten das Projekt „Südlink“ ab und fordern ein Umdenken. Die Belastungsgrenze für Bergrheinfeld sei erreicht. Unter anderem zierten zurzeit 148 Strommasten die Bergrheinfelder Flur. „Wir brauchen dafür die Unterstützung aller Bürger“, erklärte Christian Göb. Dieser Stammtisch findet weiterhin regelmäßig am letzten Mittwoch im Monat statt.
Quelle: Mainpost.de (Schweinfurter Tagblatt)
Ein Bericht von Horst Fröhling
Eigentlich hatte die Infoveranstaltung des niederländischen Stromnetzbetreibers Tennet am Donnerstag um 17 Uhr beginnen sollen. Die Türen im Zehnthaus neben dem Rathaus in Bergrheinfeld standen offen, nur vereinzelt tröpfelten Leute herein.
Denn nur zwei Kilometer entfernt, am Ortsausgang von Schweinfurt formierte sich zeitgleich eine Gegenveranstaltung: Die Initiative „Bergrheinfeld sagt Nein zum SuedLink“, zu der örtliche landwirtschaftliche Verbände und andere aktive Bürger gehören, rief zum Demo-Zug mit Traktoren auf. Rund 100 Menschen machten so ihrem Unmut gegen die Pläne von Tennet Luft, die für ihre Nord-Süd-Gleichstromleitung SuedLink einen möglichen Konverterstandort in der Region sucht. Dort soll der Gleichstrom wieder in Wechselstrom umgewandelt und ins Stromnetz übertragen werden.
Pläne schon im Gemeinderat vorgestellt
In den Gemeindegebieten von Werneck, Waigolshausen und Bergrheinfeld zieht Tennet sechs mögliche Standorte in Erwägung (wir berichteten). Auf Bergrheinfelder Gemarkung sind das zwei, wie die Tennet-Vertreter schon in der Gemeinderatsitzung Anfang Juni auch rund 30 Initiativ-Mitgliedern präsentierten: zum einen eine Fläche zwischen der A70 und der B26 mit dem Flurnamen Eschenau, zum anderen der Bereich des Aussiedlerhofs Felsenhof. Für ersteren lehnen die Grundstückseigentümer einen Verkauf an Tennet offenbar ab. Den Felsenhof hat Tennet bereits gekauft.
„Nix neues“ erwarteten die Demonstranten darum von der Infoveranstaltung. Entsprechend wenige fanden anschließend den Weg hinein. Laut zweitem Bürgermeister Dieter Wagner (CSU) fand die Präsentation „im kleinen Kreis“ vor sechs bis sieben Leuten statt. Immerhin 20 bis 30 sollen über den frühen Abend verteilt von Tennet Informationen eingeholt haben. Erst gegen 18.15 Uhr konnten die Tennet-Vertreter mit ihrer Präsentation beginnen, eine Stunde später war alles vorbei.
Christian Göb, ebenfalls in der Initiative engagiert, erkundigte sich bei Tennet Referent Thomas Wagner etwa, warum die Pläne um den Felsenhof ein größeres Gebiet markierten als die in Tennets Eigentum befindliche Fläche. Die Markierung betreffe laut Christian Göb auch ein Grundstück seiner Familie. Wagner bestätigte, dass die Zeichnung großzügiger angelegt sei. Aber auch das alleinige Felsenhof-Grundstück reiche für die rund 10 mal 50 Meter messende Konverterhalle aus.
Norden solle seinen Strom behalten
Während der zuvor beendeten Demo, die Traktoren in Reihe auf der Straße abgestellt, hatte Armin Wahler in seiner Ansprache Strombetreiber und Politik mangelnde Ehrlichkeit vorgeworfen: Nie sei es bei Suedlink um eine deutschlandweite Versorgung gegangen. Stattdessen sei ein „europäischer Stromverbund“ mittelfristiges Ziel. Initiativen-Kollege Klaus Endres bestand darauf: Der Norden Deutschlands solle seinen „dreckigen Braunkohlbau abstellen; dann brauchen die den Strom selber“. Nicht vorrangig der Konverterbau, sondern der generelle Kampf gegen Suedlink war für die Demonstranten Thema.
Beides hat der Gemeinderat bereits abgelehnt. „Wir halten uns an den Beschluss“, sagte Dieter Wagner gegenüber dieser Redaktion. „Zum jetzigen Zeitpunkt wollen wir keinen Konverter.“
Ein Bericht von: mainpost.de
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Im Referentenentwurf EEG 2016 des Bundeswirtschaftsministeriums zum Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) heißt es: „Der Ausbaubaukorridor ist von zentraler Bedeutung für die Synchronisation mit dem Ausbau der Stromnetze.“ Im Klartext bedeutet das: Der Neubau von Solar- und Windanlagen muss warten, bis die Fernübertragungsnetze fertig gestellt sind – und das wird noch viel Zeit brauchen.
Mit dieser Entscheidung gegen eine Beschleunigung der Energiewende befasst sich unsere Pressemitteilung. Die unterzeichnenden Organisationen protestieren, denn hier vertritt der Wirtschaftsminister - ohne Rücksicht auf den Schutz der Weltbevölkerung vor der Klimakatastrophe - eindeutig die Wirtschaftsinteressen der konventionellen Stromwirtschaft, die um den Weiterverkauf ihres Braunkohlestroms bangt.
Die wirtschaftliche Seite der Angelegenheit
Braunkohlekraftwerke sind technisch für den Dauerbetrieb ausgelegt. Doch bei Zunahme der wetterabhängigen Stromerzeugung aus Sonne und Wind sind zunehmend Versorgungslagen absehbar, in denen Braunkohlestrom zunächst zeitweilig, später dauerhaft nicht mehr benötigt wird. Die Betreiber der Braunkohlekraftwerke suchen deshalb nach Stromkunden, die Monate und Jahre im Voraus verbindliche Dauer-Kaufverträge über gleichbleibende Strommengen abschließen. Damit der verkaufte Strom dann auch geliefert werden kann, fordern Braunkohlebetreiber neue Fernübertragungstrassen. Hier ist die Interessenlage eindeutig.
Angeblich braucht die Windenergie einen Ausbau der Stromnetze, damit Windstrom aus Norddeutschland nach Süddeutschland transportiert werden kann. Doch das ist eine Fehlinformation.
Eine quantitative Abschätzung der zukünftig benötigten Windstrommengen zeigt, dass in ALLEN deutschen Landesteilen (und besonders noch in Süddeutschland) ein erheblich stärkerer Windanlagen- und Solaranlagenausbau erforderlich ist, um die benötigten Energiemengen CO2-frei bereitzustellen. Bei guten Windverhältnissen wird es dann häufig sowohl in Nord- als auch in Mittel- und Süddeutschland zu hohen Windstrom-Überschüssen kommen. Ferntransportleitungen verlieren aber ihren Sinn, wenn es an beiden Enden und im gesamten Verlauf der Leitungen gleichzeitige Stromüberschüsse gibt.
Im umgekehrten Fall, bei schlechten Wind- und Sonnenverhältnisse fehlt CO2-frei erzeugter Strom sowohl im Norden, als auch im Süden und in der Mitte. Ferntransportleitungen können auch in diesem Fall nicht helfen. Sie könnten einzig Kohlestrom liefern – von dem wir aber aus Klimaschutzgründen wegkommen müssen.
Die einzige Lösung, die sowohl bei zeitweiligem Windstromüberschuss als auch bei zeitweiligem Windstrommangel hilft (das gleiche gilt auch für Solarenergie) ist der zeitliche Ausgleich, d.h. der massive Ausbau von Stromspeichern. Auch wenn das teuer ist - Jeder Unternehmer weiß, dass er investieren muss, um wirtschaftlich fertigen und liefern zu können. Das gilt auch in volkswirtschaftlicher Gesamtsicht. Und Massenproduktion senkt schließlich die Kosten.
Anmerkung zu Speichertechniken
Auf Pumpspeicherkraftwerke in Skandinavien - erreichbar nur über hunderte von Kilometern lange Fernübertragungsleitungen. - sind wir glücklicherweise nicht mehr angewiesen. Sie haben wegen geringer Energiedichte einen extrem hohen Platzbedarf, der sich geomorphologisch nur an wenigen Orten befriedigen lässt. Es gibt geeignetere Speichertechniken z.B. Batteriespeicher und chemische Speicher, Power to Gas oder Power to Liquid oder andere Neuentwicklungen mit erheblich geringerem Raumbedarf und der Möglichkeit dezentraler Aufstellung in der Nähe deutscher Solar- und Windparks.
Der Einwand, dass Rohstoffe für Speicher knapp werden könnten, zieht nicht, denn es gibt eine immer weiter wachsende Zahl von Speichertechniken, sogar einige Neuentwicklungen mit den häufigen Elementen Natrium und Schwefel.
Aus Klimaschutzgründen lässt sich eine Dekarbonisierung der Stromversorgung nicht umgehen. Das heißt Stilllegung aller CO2-emittierenden Kraftwerke. Da wir als Industrieland auf eine ununterbrochene Stromversorgung nicht verzichten können, benötigen wir dann CO2-frei erzeugten Solar- und Windstrom rund um die Uhr, auch bei einer Dunkelflaute (weder Solarstrahlung, noch ausreichend Wind.). Überschlägig brauchen wir Stromspeicher mit einer Gesamtleistung von etwa 80 GW, denn wir müssen auch an den Verkehr und die Wärmeversorgung denken.
Vereinfacht ausgedrückt: Weil Sonne und Wind manchmal im Überfluss angeboten werden und manchmal zeitliche Lücken aufweisen, besteht die Notwendigkeit zum Ausbau von Stromspeichern. Denn nur Stromspeicher können elektrische Leistung zeitlich verschieben. So speichern wir die Überschüsse windig-sonniger Stunden als Vorrat für die Zeiten ohne Wind und Sonne .Fernübertragungsleitungen können das nicht: Fehlende Stromspeicher stellen den Engpass für die Energiewende dar.
Wo bleiben Speicher-Markteinführungsprogramme mit den notwendigen Gewinnanreizen? Die sind im Referentenentwurf nicht vorgesehen. Fragt man nach, so heißt es, Speicher seien noch zu teuer. Den Bürgern Angst vor den Kosten zu machen, war schon immer ein bewährtes Mittel zur Verhinderung der Energiewende.
Die Fehlentscheidung für Braunkohle in ethischer Hinsicht
Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) fixiert mit seiner Grundsatzentscheidung für die Braunkohle nicht nur eine veraltete ressourcenverschwendende, landschaftszerstörende Art der Energiegewinnung. Das BMWi agiert darüber hinaus gegen einen Beschluss der internationalen Gemeinschaft. Diese hat - sogar auf Anregung der deutschen Regierung - im Dezember 2015 in Paris zur Rettung des Klimas erhöhte Anstrengungen zur Dekarbonisierung der Energiewirtschaft beschlossen. Es gibt seit dem einstimmigen Beschluss im Dezember 2015 überhaupt keinen Zweifel mehr, dass energiebedingte CO2-Emissionen furchtbare Folgen für die Überlebenschancen aller Völker haben werden.
Unter einer Koalitionsregierung, in der zwei der Koalitionspartner das große „C“ im Parteinamen tragen, sollte es erlaubt sein, an christliche Grundsätze zu erinnern: Im Zeitalter der Globalisierung, die uns in immer dichtere Verbindung zu den Menschen der dritten Welt bringt, deren Schicksal durch wirtschaftliche Verflechtungen mit unserem immer enger verknüpft wird, stellt sich ganz aktuell die Frage, die schon im Gleichnis vom barmherzigen Samariter beantwortet wurde, wer denn unser Nächster sei. Der in vielen Religionen fest verwurzelte Grundsatz und wichtigstes Gebot: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, wird durch die wirtschaftlichen Aktivitäten unserer Gesellschaft immer heftiger verletzt. Die in zwanzig Konferenzen weltweit verbreiteten Erkenntnisse der Klimawissenschaften und die von entsetzten Journalisten übermittelten Berichte aus den Teilen der Welt, wo die Klimakatastrophe bereits Zehntausende von Opfern fordert, erlauben uns auch nicht mehr die bequeme Entschuldigung „Sie wissen nicht, was sie tun“. Wollen die Planer im BMWi, denen alle wissenschaftlichen Quellen offen stehen, es wirklich nicht wissen?
Haben sie noch nicht verstanden, dass sogar ein Teil der bei uns ankommenden Flüchtlinge aus klimabedingten Gründen flüchten musste?
Es wundert uns, dass nicht ein Proteststurm seitens der christlichen und anderer Glaubensgemeinschaften losbricht. Wo bleiben die Mahner für mehr Mitmenschlichkeit? Papst Franziskus, der nicht müde wird, unsere soziale, ökologische und mitmenschliche Verantwortung für die Welt aufzuzeigen, darf nicht länger ohne Unterstützung bleiben. Es geht schlicht und ernsthaft um die Bewahrung der Schöpfung – und damit auch um unser eigenes Überleben und das unserer Kinder.
Folgende Organisationen unterstützen diese Pressemitteilung:
Der Solarenergie-Förderverein Deutschland hat diese gemeinsame Protest-Pressemitteilung aus Textbausteinen und Anregungen verschiedener Organisationen und Personen zusammen gestellt und redaktionell überarbeitet.
„Es ist keinesfalls alles in Butter“, sagte der Sprecher der Bergrheinfelder landwirtschaftlichen Verbände, Norbert Kolb, bei einer Informationsveranstaltung zum aktuellen Stand des Projektes SuedLink.
Es gebe Hinweise, dass in den aktuellen Planungen Regionen mit vorhandener Infrastruktur zusätzlich belastet werden. Dies könne für Bergrheinfeld heftig werden.
Laut Kolb hat Netzbetreiber Tennet zusätzlich zu den zehn Hektar für das im Bau befindliche Umspannwerk Bergrheinfeld-West weitere 16 Hektar Grund erworben – genug für eine Konverterhalle.
Für die zusätzlichen Hochspannungsleitungen P43 und P44 seien alternative Trassen über Oberfranken und Hessen geplant. Diese seien 160 Kilometer länger. Ob diese Trassen überhaupt notwendig sind, sei nach wie vor offen. „Aktueller Stand ist, dass alle Planungen wieder bei null beginnen“, sagte Kolb.
„Insgesamt ist dies ein komplizierter Sachverhalt mit komplizierten Zuständigkeiten“, stellte Landrat Florian Töpper fest. „Wir müssen mit dem Szenario umgehen, denn wir haben keine Nachricht, dass der SuedLink nicht kommt.“ Der Kreistag habe eine entsprechende Resolution verabschiedet. Als Kommune habe der Landkreis Fragen gestellt nach dem Bedarf und dem Trassenverlauf.
Diese seien bis heute nicht beantwortet. Töpper hielte es für besser, wenn eine Behörde statt eines Wirtschaftsunternehmens wie Tennet mit den Planungen beauftragt wäre. Es sei davon auszugehen, dass im Landkreis Schweinfurt eine Konverterhalle gebaut und drei Hochspannungsleitungen in Grafenrheinfeld enden sollen. Doch sei noch nichts belegbar. „Dies müssen wir aber nicht unkommentiert hinnehmen“, so der Landrat.
Geprüft werden müsse der tatsächliche Bedarf, ein möglicher Trassenverlauf, die Erdverkabelung und neue Techniken. „Wir sind mit Leidenschaft dabei, alles zu verhindern, was möglich ist“, so Töpper. Wichtig dafür sei der Schulterschluss mit den Bürgern. Er wies auf die Hamelner Erklärung hin, einen Zusammenschluss von 17 von SuedLink betroffenen Landkreisen mit insgesamt fünf Millionen Menschen.
„Die Notwendigkeit dieser Trasse muss von einer Behörde geprüft werden“, forderte Armin Wahler. Auch mehr Ehrlichkeit wünscht er sich von der Politik. Zweiter Bürgermeister Dieter Wagner fordert, die betroffenen Menschen vor Ort in die Entscheidung einzubeziehen.
„Auf die Bundespolitik können wir kaum Einfluss nehmen“, sagte Töpper. „Wir müssen Lobbyarbeit für den ländlichen Raum machen.“ Bürgermeister Peter Neubert dankte Töpper für die Unterstützung.
Quelle: Mainpost.de
Bericht: Horst Fröhling
Der Bundesverband der Bürgerinitiativen gegen SuedLink, der die Interessen vieler Bürgerinitiativen der Länder Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen vertritt, zieht vor den Weihnachtsfeiertagen Bilanz:
Natürlich würde die Ausweitung von Erdverkabelung bei Höchstspannungsleitungen den Netzausbau bürgerfreundlicher gestalten. Aber für uns ist die Notwendigkeit von HGÜ-Trassen nach wie vor nicht eindeutig belegt worden.
Nach den vielen Bürgerbeteiligungen der letzten Wochen zum Thema Netzausbau bestätigen sich nun unsere Befürchtungen, dass es durch die Beschlussfassungen in Bundestag und Bundesrat bzgl. der Gesetzesänderungen zum Energieleitungsbau in erster Linie um eine Beschleunigung des Netzausbaus und nicht um die Einbeziehung des Bürgerwillens bei Planungsentscheidungen zum Energieleitungsbau geht.
Wie sonst lässt sich erklären, dass ein Antrag vom Land Nordrhein-Westfalen abgelehnt wurde, der eine regelmäßige Erdverkabelung auch dann fordert, wenn neue Mastreihen für HGÜ-Freileitungen parallel zu bestehenden Trassen gebaut werden sollen? Auch beim Austausch von bestehenden durch noch höhere Masten für HGÜ-Freileitungen, wird die Option der Erdverkabelung nicht berücksichtigt. Die erheblichen Umweltauswirkungen in den betroffenen Regionen und die zusätzliche Belastung der Bevölkerung sind anscheinend nicht entscheidungsrelevant für unsere „Volksvertreter“. Der Blick auf die Thüringer Strombrücke ist ein mahnendes Beispiel, denn die gerade in Betrieb genommene Drehstromtrasse war als Pilotprojekt für Erdverkabelung ausgeschrieben, realisiert wurde kein einziger Meter.
Wir fordern eine starke solidarische Bürgergemeinschaft und eine Abkehr vom St. Floriansprinzip. Wir alle sind betroffen, denn die Bundesregierung verfolgt einen ehrgeizigen Netzausbauplan der sich nicht am Strombedarf im Sinne von Verbrauch und Versorgungssicherheit orientiert, sondern am wachsenden internationalen Stromhandel der weiterhin auch auf fossilen Energieträgern basiert. Freuen können sich darüber nur die Übertragungsnetzbetreiber, die mit ihren Bedarfsermittlungen zur Stromnetzplanung hauptsächlich die eigenen wirtschaftlichen Interessen verfolgen. Davon ist der Bundesverband überzeugt.
Wenn eine Stromleitung im Jahr für eine Stunde überlastet ist, fordern die Netzbetreiber bereits eine Verstärkung oder den Neubau von Stromtrassen. Die Bundesnetzagentur steht in der Verantwortung den tatsächlichen Bedarf auch selbst zu prüfen, denn die Kosten für Regulierungsmaßnahmen müssen denen eines Leitungsneubaus, inklusive Folgekosten für Wartung und Instandhaltung gegenübergestellt werden. Aber wenn Bedarfsermittlung, Planung, Bau und Betrieb der Übertragungsnetze genauso wie die Bewertung der Stellungnahmen zum ersten Entwurf des Netzentwicklungsplanes in den Händen der Übertragungsnetzbetreiber liegen, dann ist dies in unseren Augen eine Kompetenzüberschreitung, der wir mit allen Mitteln entgegenwirken müssen. Diese Bedenken haben wir bei der Bundesnetzagentur deutlich zum Ausdruck gebracht.
Frau Prof. Dr. Claudia Kemfert, ausgewiesene Energieexpertin des DIW in Berlin geht davon aus, dass der Bau der Gleichstromtrassen inklusive des SuedLink zum jetzigen Zeitpunkt nicht zwingend notwendig ist, ein entsprechendes Berechnungsmodell wurde laut ihren Aussagen bereits erstellt. Darin liegt nach Ansicht des Bundesverbandes der Bürgerinitiativen gegen SuedLink der Knackpunkt aller Bedarfsermittlungen, denn die Eingabe entsprechender Parameter ist ausschlaggebend für die Ergebnisse der Berechnungen. Im Netzentwicklungsplan sollte daher ein Szenario aufgeführt sein, das eine transparente Analyse eines Stromnetzes ohne HGÜ-Leitungen ermöglicht und für die Bevölkerung nachvollziehbar aufzeigt, welche Auswirkungen dies auf die Versorgungssicherheit in Deutschland tatsächlich hätte. Der Ausstieg aus der Kohle wird der Schlüssel zum Erfolg werden, denn wenn kein Kohlestrom mehr transportiert werden muss, dann könnte sich auch der Bedarf am Netzausbau verringern. Die ehrgeizigen Klimaziele, die in Paris ausgerufen wurden zeigen, dass Dekarbonisierung langfristig gesehen der wichtigste Ansatz ist, um der Erderwärmung entgegenzuwirken und den CO2 Ausstoß dauerhaft zu senken.
Obwohl in Deutschland Kohlekraftwerke stillgelegt werden, bleibt der Bundesverband kritisch, denn
anstatt umweltfreundliche Gaskraftwerke zu fördern, sollen in Deutschland alte Kohlemeiler als Notfallreserve eingesetzt werden. Laut Öko-Test erhalten die Konzerne dafür 1,61 Milliarden Euro. Viel Geld für klimaschädliche Kohlekraftwerke, die die Betreiber ohnehin stilllegen wollten. Die Regierung macht dieses Spiel mit und lässt sich von der Kohlelobby mit der Androhung von Arbeitsplatzabbau erpressen. Befremdlich auch die gleichzeitige Inbetriebnahme von neuen Kohlekraftwerken, die mit einer Laufzeit von bis zu 60 Jahren die angestrebten Klimaziele unterlaufen. Kohle wird dann billig u.a. aus Kolumbien unter Missachtung von Menschenrechten importiert. Was das mit Energiewende und Klimaschutz zu tun hat, kann niemand erklären.
Deutschland steht am Scheideweg – auch in der Energiepolitik. Die Verträge von Paris weisen den richtigen Weg, denn alle Teilnehmer der Weltklimakonferenz haben sich eindrucksvoll und verbindlich für den gemeinschaftlichen Klimaschutz und damit für die Erneuerbaren Energien ausgesprochen. Eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende in Deutschland könnte auch für andere Länder beispielhaft und richtungsweisend werden.
Würde man die zügige Weiterentwicklung der unterschiedlichsten Speichertechnologien durch Fördermaßnahmen vorantreiben und regionalen Energiekonzepten Wettbewerbsfähigkeit einräumen, wären bereits die richtigen Weichen für eine erfolgreiche Energiepolitik gestellt. Die Zubau-Dynamik von hocheffizienten und auf regenerativen Energien basierenden Kraft-Wärme-Koppelungs-Anlagen müsste durch geeignete Maßnahmen und gesetzliche Regelungen sichergestellt werden, um Investoren Planungssicherheit zu geben. KWK-Anlagen mit einem Wirkungsgrad von 80% verknüpfen die Versorgungsbereiche Strom- Wärme- und Gas und leisten bereits jetzt einen wichtigen Beitrag zur Integration der Erneuerbaren Energien.
Wenn man zusätzlich noch berücksichtigt, dass ein gut ausgebautes Stromnetz auf Nieder- und Mittelspannungsebene (inklusive problemloser Erdverkabelung in diesen Spannungsebenen) den SuedLink und die anderen Gleichstromtrassen infrage stellen würde, dann könnten wir vorsichtig optimistisch in das neue Jahr blicken. Dann hätte der Bürgerprotest der letzten Monate zu einer vernünftigen Entwicklung der Energiepolitik in den Regionen, in Deutschland und letztendlich in Europa beigetragen.
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Der neueste Netzentwicklungsplan kann von uns kommentiert und mit einer Stellungnahme jedes Einzelnen und auch von Gemeinde, sowie Organisationen beantwortet werden.
Diese Möglichkeit sollten wir auf jeden Fall nutzen.
Den NEP2025 selbst könnt Ihr auf folgender Seite einsehen bzw. herunterladen:
http://www.netzentwicklungsplan.de/netzentwicklungsplan-2025-version-2015-erster-entwurf
Wir möchten Sie bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen, dass die Konsultationsphase zum NEP2025 noch bis zum 13.Dezember 2015 läuft
und Ihr bis dorthin ggf. eigene Stellungnahmen abgeben könnt.
Die Modalitäten der Konsultation und einen Teil der bislang eingegangenen Stellungnahmen könnt Ihr auf folgender Seite verfolgen:
http://www.netzentwicklungsplan.de/konsultation-2015
Hier eine Vorlage zum Herunterladen, Ausdrucken und Abschicken:
Hier einige Stichpunkte für eine Stellungnahme:
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Bis zum Jahr 2013 gab es parteiübergreifenden Konsens zum Netzausbau. Seit 2014 gibt es aber wachsende Zweifel an der Sinnhaftigkeit des geplanten Netzausbaus und insbesondere an der Notwendigkeit der in Bayern geplanten HGÜ - Leitungen. Dieser Punkt war auch Hintergrund für den wachsenden Aufstand der Bevölkerung und der Entstehung von Bürgerinitiativen.
Wir von unserer Seite befürchten nach wie vor, daß das Projekt Südlink mit Folgeprojekten mehr denn je, gerade in unserer Region zu einer "europäischen Stromverteilungsdrehscheibe" wird. Neben den Eingriffen in die Natur - sei es hier durch Strommasten, Erdverkabelung oder Nutzung von vorhandenen Leitungen - reden wir mittlerweile von einem geschätzten Kostenvolumen zwischen 30- 40 Mrd. Euro für die Planungen Südlink und Folgeprojekte. Eine Umlegung dieser Summe auf die Verbraucher gilt als ziemlich sicher.
Herr MdL Günter Felbinger ( Freie Wähler) , kämpft vehement gegen dieses Projekt und wird uns deshalb das Gutachten des Herrn Prof. Dr. Jarras vorstellen. Nutzen Sie diese Möglichkeit und besuchen Sie uns an unserem Stammtisch um Hintergründe sowie neutrale Lösungsansätze zu erfahren .
TERMIN :
Mittwoch : 28. Oktober 2015 - 20.00 Uhr - Gasthof zum Weißen Roß - Bergrheinfeld
Wir sprechen alle interessierten Bürger an. Sie sind Herzlich Willkommen.
Eine Initiative des BBV, der Jagdgenossenschaft, Flurbereinigungsgenossenschaft sowie interessierten Bürgern, welche sich zusammen geschlossen haben.
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Das Gutachten haben wir HIER zum downloaden und durchlesen.
Hier ein weiteres Gutachten von Wolf von Fabeck zum Thema.
Wir laden dazu alle Bürger Bergrheinfelds und Garstadts ein, aber auch interessierte Bürger aus den betroffenen Ortsteilen und Gemeinden im Landkreis Schweinfurt und Umgebung. Wir geben weiteren Überblick, was sich bis dato bezüglich Südlink und Folgeprojekte getan hat und bringen Sie so auf den aktuellen Stand.
Bitte unterstützen Sie uns gegen den Südlink. Gemeinsam macht stark. Wir freuen uns auf Ihr erscheinen. Weiterhin findet dieser Stammtisch regelmässig am letzten Mittwoch im Monat statt.
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