Sind Stromtrassen unsere Zukunft?

Die Teilnehmer von links nach rechts: Tatjana Horst Umwelt und Energietechnik HWK, Ludwig Paul Geschäftsführer HWK, Richard Bethmann BI Bergrheinfeld, Ulrich Werner Bürgermeister Bergrheinfeld, Rainer Kleedörfer N-Ergie, Matthias Göbel, BI Bergrheinfeld, Stefan Göb Geschäftsführer NE-Solartechnik

Am Dienstag den 12.11.2019, trafen sich die Vertreter der Handwerkskammer für Unterfranken, dem Energieversorger N-ERGIE, der Bürgerinitiative Bergrheinfeld e.V., dem Kommunalpolitiker Ulrich Werner und dem Gastgeber NE-Solartechnik zum Austausch. Es standen drei polarisierende Themen auf der Tagesordnung. Erneuerbare Energien, Energiewende und die HGÜ-Trassen Südlink, Südostlink und Ultranet. Stefan Göb, Inhaber der Firma NE-Solartechnik, stellte zu Beginn die Firma NE-Solartechnik vor und informierte über den Stand der Erneuerbaren Energien und den Fachkräftemangel im Handwerk. Die Nachfrage nach Erneuerbaren Energien sei weiterhin da, jedoch scheitert es oft an den Gesetzen der Bundesregierung um diese einfach und unkompliziert auf Dachflächen, zum Beispiel in Außenbereichen bei landwirtschaftlichen Gebäuden zu installieren. Matthias Göbel, 2. Vorsitzender der BI Bergrheinfeld e.V, stellte den Teilnehmern die Arbeit und das Anliegen des Vereines vor. Der unermüdliche Einsatz gegen die Gleichstromtrasse Südlink in Verbindung mit Landschafts-, und Artenschutz sei derzeit das Hauptziel. Nach dem sich 2014 aus interessierten Bürgern, den Landwirtschaftlichen Verbänden und der Jagdgenossenschaft die Organisation Bergrheinfeld sagt NEIN zu Südlink formierte, wurde in diesem Jahr im April der Verein offiziell gegründet. Bewusst wurde ein anderer Name gewählt, da den Mitgliedern längst klar war, dass mit Nein sagen nicht alles erreicht werden kann. Vielmehr konzentriere sich die Arbeit auf ein neues Konzept wie man die Energiewende ohne die Stromtrassen im Einklang mit Flora und Fauna gestalten kann. Denn die Stromtrassen sind hauptsächlich für den Stromtransport und für den Stromhandel an der Strombörse nützlich. Sinnvoller, weil ökologischer und preisgünstiger, sei es den Strom dezentral zu erzeugen, zu speichern und wieder zu verbrauchen. Der Vortrag durch Herrn Kleedörfer machte gleich von Anfang an deutlich, dass der Löwenanteil der Stromversorgung über die Verteilernetze läuft – nämlich über 90% der elektrischen Energie. Deswegen ist es irrsinnig über 63 Mrd Euro in Übertragungsnetze zu investieren, während kostengünstigere, dezentrale Alternativen nicht berücksichtigt werden. Der Netzausbau ist für die Dunkelflaute laut BNetzA nicht erforderlich, da hier kein Strom vorhanden ist der transportiert werden kann. Umso wichtiger ist es Alternativen zu berücksichtigen wie Power to Gas und die Sektorenkupplung mit dem Wärmebereich. In anschließender Diskussionsrunde schilderte die Handwerkskammer, welche Auswirkungen der politische Energiewendekurs auf die Aktivitäten im Handwerk hat. Einerseits stehen die Unternehmen „in den Startlöchern“ und sehen die bevorstehenden Herausforderungen als Chance an. Viele Handwerker haben schon in Erneuerbare Energien investiert, vor allem aus Gründen des Klimaschutzes und der Energiekostenreduktion. Jedoch warten viele Unternehmen mit größeren Investitionen, bis sich ein eindeutiger und stabiler politischer Kurs abzeichnet. Es wird der Wunsch nach einer dezentralen und lokal wertschöpfungsgeprägten Infrastruktur laut. Sehr wichtig ist auch die unbürokratische Handhabe aller weiteren Aktivitäten. Ulrich Werner monierte den Überfluss wie mit den Ressourcen umgegangen wird und appelliert daran, diese sinnvoll zu nutzen. Richard Bethmann (Energieexperte und Vorstandsmitglied im Bundesverband der Bürgerinitiativen gegen SuedLink) erklärte, dass die Energiewende 20% vom Strom abhängig ist und 40% Verkehr sowie 40% Wärmeerzeugung. Deshalb ist es wichtig nicht alles in 100% Strom zu denken. Dass führe zu einem falschen Verhältnis. Kraft Wärme Kopplung in Ballungsgebieten müssen stärker genutzt werden und die schrittweise Dekarbonisierung von fossilem Gas muss vorangeschritten werden um diese Aufgaben zu bewältigen. Am Ende waren sich alle einig, dass der aktuelle Weg der Energiewende falsch angegangen wird. Die Energiewende muss dezentral angegangen werden, nur so bringt sie lokale Wertschöpfung und Akzeptanz vor Ort. Die Kommunikation muss ehrlich sein und sollte nicht mit einer scheibchenweisen Taktik die Menschen gegeneinander ausspielen, dass funktioniert nur mit Einbindung der Bürger und dem Mittelstand mit seinen Handwerkern. Ein überaus wichtiger Punkt ist auch, dass ganze im Sinne des Naturschutzes gelingen muss. Der Flächenfrass muss so weit als möglich reduziert werden und mehr vorhandene Infrastruktur genutzt werden.