Bürgerinitiative Bergrheinfeld e.V.
Pressemitteilung zur Vortragsveranstaltung
Unsere Energieversorgung – teuer und unsicher?
Wie kluges Handeln dem vor Ort entgegenwirkt.
Die Vortragsveranstaltung der BI Bergrheinfeld e.V. „Unsere Energieversorgung – teuer und unsicher? Wie kluges Handeln dem vor Ort entgegenwirkt“ wurde von ca. 90 interessierte Zuhörenden besucht. Vorstand Norbert Kolb erläuterte zu Beginn, dass sich die BI Bergrheinfeld e.V. zukünftig noch stärker für eine kluge und dezentrale Energiewende unter fairer Teilhabe der Bürgerschaft einsetzen wird. Dazu gehört auch, immer wieder darauf hinzuweisen, dass der Ressourcenverbrauch auf das notwendige Maß begrenzt bleiben muss. Unnötiger Flächenverbrauch wird von der BI hierbei ebenso kritisiert und abgelehnt wie unnötiger Infrastrukturausbau bei den Stromnetzen. Denn jede landwirtschaftliche Fläche, die der Lebensmittelerzeugung entzogen wird, fehlt. Das ist mit Umwelt und Naturschutz nicht vereinbar. Und jeder Kilometer Stromnetz, der nicht benötigt wird, verteuert die Stromkosten für die Menschen und Unternehmen über Jahrzehnte. Des Weiteren verwies Norbert Kolb auf den in Kürze zur Veröffentlichung anstehenden Netzentwicklungsplan zum Stromnetzübertragungsausbau. Es ist zu erwarten, dass ein noch viel stärkerer Übertragungsnetzausbau stattfinden soll, als bisher schon kommuniziert. Investitionen im mittleren dreistelligen Milliardenbereich sind zu erwarten, den alle Bürger und auch der gewerbliche Mittelstand über ihren Strompreis bezahlen müssen. Dieser Wahnsinn muss endlich aufhören, denn schon heute sind die Strompreise in Deutschland weltweit mit am höchsten.
Stefan Göb (Geschäftsführer NE Solar, Werneck) überzeugt mit seinem Thema „Sonnenenergie, PV-Dachanlage und Energie- Einsparung – Natur- Energie vor Ort gewinnen und sinnvoll nutzen“ vollends. Die Sonne ist ein unerschöpflicher Energielieferant und Grundlage allen Lebens, führte Göb an. Auch die fossilen Energieträger wie Kohle oder Erdöl gehen letztendlich auch die Sonnenenergie zurück. Überzeugend führt er an, dass die Energie, die die Sonne binnen 90 Minuten auf die Erde sendet, dem Energieverbrauch aller Menschen in einem Jahr entspricht. Anhand von Diagrammen zeigte Göb auf, dass der Zubau von Photovoltaikanlagen nach dem Jahr 2012 aufgrund von gesetzlichen Eingriffen der damaligen Bundesregierung sehr stark einbrach. Viele Unternehmen der Branche haben dies damals nicht überlebt und fast alle Betriebe mussten Arbeitskräfte entlassen. Die letzten 10 Jahre fehlen uns heute. Mit der jetzigen Regierung soll wieder Vollgas beim Ausbau der Photovoltaik gegeben werden. Von null auf hundert in gefühlt unter 2 Sekunden. Das ist grundsätzlich zu begrüßen, aber wird ziemlich sicher wieder zu Fehlanreizen durch staatliche Eingriffe führen. Laut Göb müssen vorrangig die Dachflächen mit Photovoltaik belegt werden. Eine Anlage rechnet sich in etwa 10 Jahren wirtschaftlich. Batteriespeicher verschieben eingespeicherte Energiemengen aus der eigenen Dach-Photovoltaik in die Nacht oder den nächsten Morgen. Batteriespeicher sind nur dann wirtschaftlich, wenn in der Nacht ein ausreichend großer Stromverbrauch besteht. Jeder muss hier gut rechnen. Zum Schluss seines Vortrags ging Göb noch auf sogenannte Mikro-Photovoltaikanlagen ein, die auch oft als „Balkonanlagen“ bezeichnet werden. Diese sind gerade bei Mehrfamilienhäusern grundsätzlich gut geeignet. Bei Kauf und Installation solcher Anlagen sind diverse Punkte zu beachten, die eingehalten werden müssen. Einfach kaufen und Stecker rein, geht nicht.
Rainer Kleedörfer, Prokurist und Leiter Unternehmensbeteiligungen der N-ERGIE Aktiengesellschaft sowie gleichzeitig im Vorstand der BI Bergrheinfeld, trug das Thema „Energiewende am Scheitern – Koordination als Schlüssel zum Erfolg“ vor. Da alle von „Klimaneutralität“ sprechen, erläuterte Kleedörfer, das hiermit das Ziel „Netto-Null-Emission“ gemeint ist. Also die nahezu vollständige Vermeidung aller CO2-Emissionen und die Kompensation der verbliebenen Emissionen, die bspw. in der Landwirtschaft durch Tierhaltung oder Düngen entstehen. Deutschland will im Jahr 2045 klimaneutral sein. Zu Ende gedacht, bedeutet dies, dass es dann keine einzige Öl- oder Erdgasheizung mehr geben darf und auch kein Fahrzeug mit Benzin- oder Dieselmotor. Ebenso darf es kein Schiff, keinen Zug und auch kein Flugzeug mit CO2-Emissionen mehr geben. Den allermeisten Menschen ist schlicht nicht bekannt, was „klimaneutral“ bedeutet. Dass das heutige Leben und Wirtschaften komplett zu überdenken und in großen Teilen zu verändern ist. Länger nutzen statt wegwerfen, teilen statt besitzen, hört sich erstmal gut an. Klimaneutral werden wollen bedeutet aber auch deutlichen Verzicht auf Konsum von allen Menschen. Es wäre fair, wenn Politik und Medien dies den Menschen auch so sagen würden. Denn die jetzt diskutierten Verbote von Verbrennungsmotoren in den Fahrzeugen oder der Öl- und Erdgasheizungen ist ja nur das Vorspiel. Die von der EU vorgesehene Sanierungspflicht von Gebäuden mit schlechten Energieeffizienzklassen lassen den Pfad erahnen, der das Leben der Menschen in Deutschland durch Gesetzgebung starke verändern wird. Denn alleine in den Gemeinden des Landkreises Schweinfurt werden tausende Gebäude vom Sanierungszwang betroffen sein. Kleedörfer zeigte im Fortgang seines Vortrages auf, dass durch kluges, koordiniertes Handeln auch beim Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich weniger Anlagen zugebaut werden müssen als beim derzeitigen „immer schneller und immer mehr“ der Bundesregierung. Der richtige Mix aus Photovoltaik, Windkraft, Biomasse aber auch Speichern und dies gut koordiniert zum Ausbau der Stromverteilnetze in der jeweiligen Region kann gewaltige Mengen an seltenen Rohstoffen aber auch Kupfer, Aluminium oder Stahl einsparen. Alles Rohstoffe, die regelmäßig zu Arbeitsbedingungen in fernen Ländern abgebaut werden, die vom deutschen Arbeitsrecht und Arbeitsschutz weit entfernt sind. Koordination ist der Schlüssel zum Erfolg und vermeidet, dass tausende Hektar landwirtschaftlicher Fläche unnötig mit technischen Anlagen bebaut werden und der sicher erforderliche Stromnetzausbau auf das erforderlich Maß begrenzt bleibt. Kleedörfer ist überzeugt, dass hierdurch ein dreistelliger Milliardenbetrag eingespart werden kann, der dann auch nicht die Stromkosten der privaten Haushalte und der Unternehmen über Jahrzehnte belastet.
Zieht man ein Fazit der Veranstaltung, so kann man sagen, dass jeder Bürger und jede Bürgerin selbst umdenken sollte. Respekt vor der Natur, Sicherstellung der Biodiversität, Trinkwasser- und Grundwasserschutz, Vermeidung von weiteren Flächenversiegelungen, Verdichten und Sanieren in den Ortschaften statt Neubaugebiete. Aber auch Stopp mit Gesetzen, die bei Millionen von Bürgern Existenzangst auslösen. Dafür ein Gesetzesrahmen, der zwar regional zum Handeln verpflichtet aber mit den Akteuren vor Ort erarbeitet und umgesetzt wird. Ein Rechtsrahmen, der nicht auf international tätige Finanzinvestoren ausgerichtet ist, sondern faire Teilhabe in der betroffenen Region sicher stellt.
Die BI Bergrheinfeld e.V. setzt sich nunmehr seit fast 10 Jahren für eine dezentrale Energiewende ein. Durch die Vermeidung von unnötigem Netzausbau werden die Energiekosten jedes einzelnen Bürgers reduziert. Die BI Bergrheinfeld e.V. informiert Bürger:innen über aktuelle Entwicklungen rund um das Thema Energie und über Vorträge und Fachvorträge öffentlich. Das Angebot der Beratung gilt auch für Gemeinden und Gemeinderat.