„Wir brennen für die Energiewende“ war das Motto der Demo in Bergrheinfeld. Gut 100 Menschen waren gekommen, um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, vom Bau des Südlink betroffene Landwirte setzten mit mehr als 20 Traktoren ein eindrucksvolles Protestzeichen. Was Mut macht: Gegen den Willen der Menschen vor Ort können neue Stromtrassen nicht gebaut werden. Von diesem Un-Willen, aber auch von einem großen Zusammenhalt, war viel zu spüren.
Als Demo-Redner waren viele der Mitglieder aus dem Initiativkreis Netzentwicklungsplan (IK NEP) dabei, der jetzt seit rund zwei Jahren aktiv ist: Rechtsanwalt Wolfgang Baumann, Rainer Kleedörfer von der N-ERGIE, Dr. Werner Neumann (Sprecher des Arbeitskreises Energie im wissenschaftlichen Beirat des BUND) und Vertreter*innen von Bürgerinitiativen aus dem Bundesgebiet. MdB Ralph Lenkert (DIE LINKE), der sich im Bundestag seit Jahren gegen den überdimensionierten Netzausbau engagiert und Fachmann für das Thema ist, kam als Unterstützer aus Thüringen. Ein wertvolles Zeichen der Solidarität setzte auch Babs Günther vom Schweinfurter Bündnis gegen Atomkraft, die vor einer Renaissance der Atomkraft warnte. Grußworte gab es von Bürgermeister Ulrich Werner (Berghreinfeld) und Bürgermeister Anton Gößmann (Wasserlosen).
Einhellig wurde gemahnt, dass die Energiewende mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien nicht gelingen kann, wenn sich Deutschland abhängig macht von einer fossilen und atomaren Stromerzeugung und dafür das Stromhandelsnetz europaweit ausbaut. Verteilnetze fehlen jedoch, ohne diese ist aber der Ausbau von Erneuerbaren nicht möglich. Bis zum 20.10. konnte der Netzentwicklungsplan Strom konsultiert werden, und diese Pläne zeigen: Eine machbare, dezentrale und günstigere Alternative zum überdimensionierten Übertragungsnetzausbau wird nicht untersucht, der von den Übertragungsnetzbetreibern und der BNetzA vorgelegte NEP entspricht dagegen nicht der Klimaschutzgesetzgebung und verletzt die Grundsätze des Energiewirtschaftsgesetzes.
Spannend war ein Treffen der Trassengegner am Nachmittag, bei dem Vertreter des Übertragungsnetzbetreibers TransnetBW zu den Feldversuchen informierte, mit denen die Auswirkungen von Erdkabeln untersucht werden sollen. Erschreckend: Es geht dabei nicht um die Verhinderung von Schäden, sondern um deren Verwaltung. Wenn es dann später etwa um die Entschädigungen der betroffenen Landwirte geht, möchte man sich offensichtlich mit Untersuchungen absichern. Katastrophal: Das Bodenleben wird überhaupt nicht untersucht. Die heißen Leitungen sollen übrigens in den wertvollen und knappen Rohstoff Sand gebettet werden. Und das über tausendende von Kilometern.
Deshalb: „Keine Trasse, nirgends!“ ist die notwendige und konstruktive Antwort auf das kopflose „Weiter so“ einer lobbyhörigen Politik, die nicht verstehen will, dass Stromtrassen kein Ersatz sein können für den zeitnahen Ausbau von Erneuerbaren Energien vor Ort.